Alter und Altersklassifizierungen
Haben auch Sie sich schon über Altersangaben bei Teppichen gewundert? Da heißt es „antik“, obgleich der so bezeichnete Teppich gar nicht aus der Antike stammt. Dann wiederum hört man, ein Teppich sei „wirklich alt“ oder „semi-antik“.
Die Altersklassifizierungen bei Teppichen sind das Ergebnis einer nicht mehr nachvollziehbaren Kommunikation zwischen levantinischem Basarjargon, Händler-Codes und beim Zoll verwendeter Begriffe. Wie auch immer, man unterscheidet wie folgt:
- Antik: älter als 100 Jahre
- Semi-antik: 50-100 Jahre
- Alt: 25-50 Jahre
- Gebraucht, neu: jünger als 25 Jahre
Diese Einteilung ist gewiss ein wenig willkürlich, denn wer kann schon mit Gewissheit feststellen, ob ein Teppich 49 oder 51 Jahre alt ist? Selbst Datierungen sind keine Garantie für ein Alter. Oft finden sich nämlich Zahlen in Datierungen, die geradezu inflationär auftauchen, was damit zusammenhängt, dass diejenigen, die sie einknüpften, nicht lesen und schreiben konnten. Datierungen haben also oft nicht die Funktion einer Dokumentierung, sondern eher die einer Verzierung.
Die Altersklassifizierungen helfen in der Kommunikation und sie korrespondieren – zur Zeit noch – mit den oben schon skizzierten Veränderungen in der Teppichgeschichte, wenn auch nicht mehr so wie in den 1980er Jahren. Im Jahre 1990 war der zeitliche Abstand von 100 Jahren ausreichend, um die noch weitgehend intakte, traditionelle orientalische Produktionsweise zu beschreiben, die den Ausdruck „antik“ rechtfertigte. Doch heute stimmt dies nicht mehr so: Wenn wir heute 100 Jahre zurückrechnen, sprechen wir von einer Zeit, in der schon vielerorts Modernismen einsetzten, die die Teppichwelten gehörig veränderten.
Immer wieder taucht die Frage auf: Wie kann ich das Alter eines Teppichs erkennen? Gewiss, es gibt Kriterien. Die sind auch schnell aufgezählt. Man erkennt das Alter eines Teppichs an den Farben, am Typus, dem Format, der Wolle, der Knüpfung, etc. Diese Details zu klären, würde allerdings Wochen der Erklärung bedürfen, die von Details und Ausnahmen nur so strotzen – und das würde einen Leitfaden zum Teppichkauf vollkommen sprengen.